Rostbraune Stele auf der Berliner Mauer geschrieben steht ist mittig im Bild platziert. Im Hintergrund ist der Bahnhof Potsdamer Platz und ein Hochhaus zu sehen. Photo: Skigh TV, Pexels

35 Jahre Mauerfall: Manuel, schlief tief und fest

Ereignis, dass die Welt für immer prägte

Ich heiße Manuel und war 1989 gerade einmal zwölf Jahre alt. Geboren 1977, habe ich die historischen Momente des Mauerfalls nicht bewusst miterlebt – zumindest nicht in der Nacht, in der alles geschah.

Am 9. November, während sich die Welt um mich herum veränderte, schlief ich tief und fest in meinem Bett, nichtsahnend von den dramatischen Ereignissen, die die Welt für immer prägen würden.

Am nächsten Morgen ging ich wie gewohnt zur Schule. Aber etwas war anders. Die Hälfte der Klasse war plötzlich verschwunden. Erst da erfuhr ich, dass die Grenze geöffnet worden war. 

Wir  DDR-Bürger durften nach Westdeutschland oder West Berlin – einfach so! Für mich war das schwer zu begreifen.

Bei den Montagsdemos, die es auch in meiner Heimatstadt gab, hatte ich zwar immer gehofft dass ich - wie meine Eltern - auch mal in den Westen reisen könnte, aber dass es so schnell gehen würde, hätte ich nicht gedacht.

Heimliche Treffen in der ČSSR

Zwei Tage später, am 11. November, fuhren meine Eltern, meine Schwester und ich zu meiner Tante und meinen Großeltern in die Lüneburger Heide. Sie sind Mitte der achtziger Jahre „rübergemacht“ und hatten keine Ahnung dass wir kommen.

An der Grenze erlebten wir etwas, das ich nie vergessen werde. Fremde Menschen, die uns herzlich begrüßten, uns Süßigkeiten schenkten und einfach nur glücklich waren, dass wir da waren. Diese Offenheit und Freude überwältigten mich. 

Meine Großeltern und meine Tante waren total überrascht und weinten, als wir plötzlich vor der Tür standen. Die Realität schien selbst für Erwachsene unfassbar zu sein.

Mussten wir uns doch seit der Ausreise meiner Tante heimlich in der damaligen ČSSR treffen. Die Treffen fanden in einer entlegenen Berghütte im Riesengebirge statt und was als Kind noch spannend war, kam mir später wirklich verrückt vor.

Die Gefahr war ja doch groß, erwischt zu werden, denn man wusste in der DDR nie so richtig, wem wann hundertprozentig trauen konnte.

Grenze in den Köpfen

Erst einige Monate später fuhr ich nach Berlin, um die Mauer zu sehen – oder das, was von ihr übrig war. Inzwischen war sie an vielen Stellen durchbrochen, aber als ich so direkt davor stand, war es doch ein bedrückendes Gefühl.

Für mich blieb der 9. November 1989 dennoch ein Tag, den ich erst nach und nach wirklich verstand – der mich aber bis heute beeindruckt.

Manchmal denke ich, wie einfach es doch ist, zwischen West und Ost hin und her zu wechseln. Die Grenze sieht man nicht mehr, aber in vielen Köpfen ist sie leider noch da.

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