Analoges Bild. Blick auf den Grenzstreifen aus einem Wohnhaus heraus. Viel Sand, Mauer, Grenzturm, Plattenbau im Hintergrund. An der Mauer reitet eine Person auf einem Pferd den Mauerstreifen entlang. Photo: privat, Ayfer

35 Jahre Mauerfall: Ayfer, Blick auf die Grenze

Meine Erinnerungen an die Mauer

1978 zogen wir mit meiner Familie in eine Wohnung, die nur etwa drei Meter von der Berliner Mauer entfernt lag. Wir wohnten im dritten Obergeschoss eines denkmalgeschützten Hauses. Unser Blick fiel direkt auf die Grenze zur DDR. Ich war damals 14 Jahre alt, und es war faszinierend und bedrückend zugleich, so nah an der Mauer zu leben. Oft stand ich am Fenster und beobachtete die Szenerie, um das wenige Leben auf der anderen Seite zu sehen. Die Fenster der gegenüberliegenden Gebäude waren zugemauert, da die Menschen in der DDR nicht in den Westen blicken durften.

Die einzigen sichtbaren Menschen waren die Grenzsoldaten, die dort Wache hielten – meist ein oder zwei, in allen Wetterlagen. Es war ein trauriger Anblick. Während auf unserer Seite Freiheit herrschte, war die andere Seite unter ständiger Beobachtung und Kontrolle. Schon damals konnte ich die Schicksale der geteilten Stadt erahnen.

Es gab sowohl lustige als auch traurige Erlebnisse in dieser Zeit. Eines davon werde ich nie vergessen: Meine Mutter, die unsere Erziehung sehr ernst nahm, war strikt gegen Kosmetikprodukte, die ich und meine Schwester uns gerade neu gekauft hatten. Als Erziehungsmaßnahme warf sie kurzerhand alle ungeöffneten Produkte über die Mauer. Wir waren fassungslos und schockiert, aber der Soldat auf der anderen Seite sammelte alles ein.

So lebten wir an dieser ständigen Grenze zwischen Freiheit und Unterdrückung – ein Alltag, der uns geprägt hat.

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